Samstag, 13. Mai 2017

Geschüttelt, nicht gerührt!

Seit München hatte ich ein flaues Gefühl bei dem Gedanken an ca. 23 Stunden Busfahrt – am Stück. Die folgenden 3 Stunden im Geländewagen würden mir dann sicher auch nichts mehr anhaben.

Sachinfo: Ulaanbaatar – Altai City rund 1.050 Km und 24 Stunden Spaß für 18,85 EUR.

Die Vorstellung an einen luftgefederten Neoplan geht ebenso am erlebten vorbei wie die eines einfachen Busses in Indien. Nach dem „check in“, also nachdem meine beiden Rucksäcke verstaut waren, nahmen mein Begleiter -ein Bruder der Rektorin des Internats, zu dem ich unterwegs bin- auf Platz 22 und 23 Platz. Er sprach leider kein Wort Englisch und ist wohl insgesamt der eher introvertierte Typ. Die Kommunikation erfolgte indem er meinen Dolmetscher Nara anrief, der dann mich und mir sagte, was mein Begleiter mir sagen wollte. Es geht alles.


Die ersten 8 Stunden führten auf überwiegend guten Asphaltstrassen durch die mongolische Steppe. Die Faszination der Steppe war für mich riesengroß. 
Abgelenkt wurde ich allenfalls etwas von dem überdimensionierten Flachbildschirm auf dem pausenlos mongolische Videoclips liefen und über Lautsprecher überdeutlich zu hören waren.


Das war auf den ersten 8 Stunden

Meine größte? Panik war, wie sieht´s auf so einer langen Fahrt mit …… na ihr wisst schon aus. Wie werden die Toiletten sein? Muss ich mich in der ersten bereits übergeben oder kann ich damit bis zur zweiten warten? Die Mongolen haben dafür eine sehr pragmatische Lösung. Der Bus hält auf freier Fläche – was anderes gibt´s sowieso nicht – die Passagiere verteilen sich in respektvollem Abstand um den Bus und nach ca. 10 Minuten geht´s mit x Kg weniger weiter. Und das alle 3 Stunden. Sehr komfortabel und wenn es alle machen, total normal.

Die Landschaft ist etwas Besonderes. Ich kann nicht sagen, dass ich sie besonders schön finde, in jedem Fall aber außerordentlich. Hier wurde wahrscheinlich der Marsianer gedreht, anders kann es auf dem Mars auch nicht aussehen. Und obwohl ich schon einige Male aus Bayern draußen war, habe ich so etwas noch nicht gesehen. Soweit das Auge reicht -auch nach ein paar Stunden Fahrt - einfach nix, außer Berge in der Ferne und Wind immer in der Nähe. Das Braun der Landschaft hat kaum Nuancen.

Wegen des Geschaukels ging´s nicht schärfer


Nach ca. 8 Stunden änderte sich wohl nicht die Landschaft mit ihrer schier ewigen Weite und den unzähligen Pferden, Schafen und Ziegen, aber die Fahrbahn. Sand- wechselte mit Schotterpisten und immer wieder über lange Distanzen mit Wellblech. Und das für ca. 15 Stunden. Ich hätte es meinem Laptop nicht übel genommen, wenn seiner Platine die Chips abgefallen wären und der Rest meiner umfangreichen Elektronik sich schlicht vertschüsst hätte.


Steppe - Sanddünen - Gebirge ................. mehr geht fast nicht

ich denke, das vermittelt einen Eindruck über die restlichen 15 Stunden
Beim Mittagsstopp um 16:00 Uhr trat ich kurz in das Straßenrestaurant und wusste augenblicklich, nicht mein Ding. Der Geruch nach Schaf / Hammel / Ziege lag wie Blei in der Luft. Ich entschied, lieber in der Steppe verhungert als hier zu Tode gekotzt. In den 40 Minuten Pause ging ich recht weit in die „Einsamkeit“ und empfand diese erstmals körperlich. Es ist ein irres Gefühl -wenn man das kleine Restaurant im Hintergrund ausblendet- zu wissen, hier ist im Umkreis der nächsten vielleicht 100 Km nix und du bist alleine hier. Probiere ich in Khaliun sicher noch intensiver aus.


Die Nacht verlief ziemlich grausam. Nix zu sehen außer Videolips, Mongolen bis 1,70m schlafen, d.h. alle und ein Europäer (1,80) passt einfach nicht auf den Sitz. In Summe habe ich dann 2 Stunden geschlafen, nicht erholsam aber dafür total erschöpft.

In Altay City erwartete mich Nara, mein Dolmetscher, und ein weiterer Bruder der Rektorin. Wir erledigten noch verschiedene Einkäufe, u.a. Gemüse für den Vegetarier, Düngemittel für eine der Plantagen usf. und machten uns dann auf den Weg nach Khaliun -100 weitere Km. 


Containerverkauf in Altai
....vor der Weiterfahrt gab´s erstmal was vegetarisches, daneben standen 12 Fleischgerichte zur Auswahl
(meins war übrigens eine "Spezialanfertigung" musste Nara erst umständlich erklären!

Piste ist Piste. Im Toyota Land Cruiser allerdings angenehmer als im Russenbus

Die ersten 20 Km auf einer Superstraße und dann schließlich ab ins Feld. Nach ein paar gerüttelten Kilometern trafen wir auf eine riesige Kamelherde. Hab mal grob gezählt, waren bestimmt über 100 Tiere. Ein unvergesslicher Anblick. Im Nichts der Weite plötzlich eine riesige Herde Tiere. Ich stieg aus und ging auf sie zu. Ein gegenseitiger Respekt brachte uns nur auf etwa 10 m zueinander. 






Noch ein weiteres bisschen Geschüttel und wir erreichten Khaliun.

Der erste Eindruck:
  • das Internat ist eine sehr große Anlage
  • sehr gepflegt
  • die Rektorin Enkuthaya sehr sympathisch und zupackend
  • „am Ende der Welt“- ich freue mich hier zu sein!


Neue Erfahrung im Internat in Khalliun! 
Je älter Menschen werden, umso schwieriger wird die Kommunikation!
Ein kleines Mädchen kam ohne jede Scheu zu mir, nahm mich an der Hand und führte mich zu einer Internatsveranstaltung. Ich hatte das „ohne WörteBuch“ dabei und sie hat 

1. sofort überrissen, worum es dabei geht und 
2. es auch perfekt eingesetzt. 

Wir wissen jetzt, dass wir unterschiedliche Sprachen sprechen, uns aber trotzdem unterhalten können. Cool. 
Wo Erwachsene den Kopf einziehen ……….. da sollte man vielleicht mal drüber nachdenken.


Geh jetzt zur Semesterabschlussparty im „no where land“.

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